Ursprung und Verbreitung:
Das ursprünglich in Asien beheimatete Sikawild lebt in freier Wildbahn in nach Geschlechtern getrennten Sozialverbänden. Ältere Hirsche können zu Einzelgängern
werden.
Als natürliches Verbreitungsgebiet in Europa ist vor allem Irland, England, Schottland, Frankreich, Tschechien und Polen zu nennen. Das Vorkommen in freier Wildbahn in der Bundesrepublik ist
vergleichsweise gering (N.N., Erfolgreich jagen & hegen, 2004).
In seinen Ansprüchen ist es mit dem Damwild zu vergleichen, obwohl es genetisch dem Rotwild näher steht.
Sikawild ist ein Waldrandbewohner, kann sich aber auch anderen Lebensräumen leicht anpassen, stellt somit eine recht anspruchslose Wildart dar. Sikawild ist tagaktiv und als Besonderheit ist zu
erwähnen, dass sie gute Schwimmer sind.
Bei drohender Gefahr rücken sie näher zusammen, pendeln mit dem Haupt, dabei immer in Richtung Störenquelle geneigt, stampfen mit den Vorderläufen und spreizen den Spiegel als Alarmsignal. Im
Anschluss erfolgt ein kurzes Warnsignal, das sich anhört wie das Brechen eines Astes, das bei anhaltender Gefahr gefolgt wird von einem weiteren Warnsignal, einem kurzen Pfiff. Auf Grund des Pfiffs
wird dann die Flucht ausgelöst. Auch hier, wie bei Damwild, sind die hüpfenden Orientierungssprünge zu beobachten.
Erscheinungsbild:
Der Sikahirsch hat in seinem äußeren Erscheinungsbild große Ähnlichkeit mit dem Damhirsch. Beide sind annähernd gleich groß und beide haben ein geflecktes Sommerkleid.
Größter Unterschied besteht in dem Geweih, denn das achtendige Geweih des Sikahirsches bildet keine Schaufeln aus, auch ist das Winterhaar des Sikahirsches dunkler als beim Damhirsch. Der Körper
wirkt kompakt und ist hinten leicht überbaut.Ihre Läufe wirken auf Grund der starken Muskulatur der Unterarme stämmig.
Das Haupt und der Träger sind vergleichsweise zum Körper kurz und gedrungen;
der Wedel relativ lang. Die weiblichen Tiere sind mit ca. vier Jahren und ein Hirsch ist mit ca. acht Jahren ausgewachsen.
Der Haarwechsel findet im Mai / Juni bzw. Oktober / November statt. Das Sommerhaar ist fuchsrot bis kastanienfarbig; eine Fleckung ist unterschiedlich stark ausgeprägt entlang der Wirbelsäule. Ein
dunkler Aalstrich ist ebenso vorhanden, der gelegentlich nicht vollkommen durchgängig ist. Im Winterhaar ist das Wild dunkelbraun.Die Flecken können ansatzweise noch ausgebildet sein, der Aalstrich
kann ebenso wie im Sommerhaar durchgängig oder unterbrochen sein. Hirsche sind allgemein dunkler gefärbt als weibliche Tiere. Im Juni beginnt die Brunftmähne zu wachsen, die aufgerichtet werden kann.
Der Spiegel ist weiß mit einer schwarzen Umrandung.
Sowohl bei Erregung als auch bei drohender Gefahr können die Spiegelhaare aufgerichtet werden.
Typisch für das Sikawild sind die hellen Haarbürsten an den unteren Außenseiten der Läufe, die auf Grund ausgetretener Sekrete meist gelblich verfärbt sind. Die Haarbürsten können als eindeutiges
Unterscheidungsmerkmal zu Damwild herangezogen werden. Das Geweih des Sikawilds verknöchert erst nach dem Fegen allmählich. Der Jährling hat in der Regel Spieße, meist sechs bis acht Endchen an
kurzen Stangen. Zweijährige sind meist Sechser, manchmal auch kurzständige Achter.
Ab dem dritten Kopf sind Sikahirsche Achter mit einer Aug- und Mittelsprosse und einem nach innen stehenden Achterende.
Als Besonderheit ist bei diesem Wild anzumerken, dass Feistdepots im Herbst auch in der Muskulatur eingelagert werden, auf Grund dessen manche Gourmets dem somit durchwachseneren Wildbret den anderen
gegenüber den Vorzug geben (BOGNER, 1999)
Geweihbildung:
Gesteuert wird der jährliche Geweihabwurf der Hirsche durch Hormone in Abhängigkeit mit den jahreszeitlichen Schwankungen von Tag- und Nachtlängen. In dem Zeitraum von
Februar bis April wird Knochensubstanz zwischen der Stangenbasis und dem Rosenstock abgebaut, das letztendlich zum Verlust der Stangen führt. Die Abwurfflächen sind anfangs noch mit Blut
behaftet.
Der Aufbau des Geweihes erfolgt zunächst in Knorpelmasse, die später durch Knochensubstanz ersetzt wird.
Der Transport des Materials erfolgt in den Blutgefäße, die zwischen Geweih und Basthaut (Geweihbildende Haut) verlaufen.
Nach ca. drei Wochen bilden sich die ersten kolbenförmigen Geweihansätze.
Etwa weitere drei Wochen später beginnen die ersten Verzweigungen sichtbar zu werden. Die Basthirsche stehen im Frühsommer in Rudeln zusammen. Ihr Geweih ist fast ausgewachsen. Oft umschwirren
Fliegenschwärme die Kronenenden. Erst ab Ende Juni, wenn das Längenwachstum abgeschlossen und die Mineralisierung beendet ist, fegen die Hirsche ihr fertiges Geweih. Hierzu dienen Baumstämme und
Äste.Der Bast hängt dann in langen Streifen am noch fast weißlichen Geweih. Die Dunkelfärbung erfolgt durch den Pflanzensaft der Pflanzen, die zum Fegen verwendet
wurden.
Brunftverhalten - Paarung:
Die Paarung verläuft analog wie beim Damwild, ebenso werden die typischen Brunftkuhlen ausgehoben. Auch jüngere Hirsche werden in der Brunftzeit geduldet, die gelegentlich
sogar die Tiere bespringen, ohne dass es dabei jedoch tatsächlich zum Beschlag kommt.
Die Rangkämpfe sind den harmlosen Kämpfen des Damwildes zu vergleichen. Der Brunftschrei ist ein typischer, meist dreimal wiederholter Pfiff, der im Röhren endet.
Das Schreien des Sikahirsches beginnt meist kurz vor der Dämmerung, erreicht nach Mitternacht zum frühen Morgen hin seinen Höhepunkt und geht etwas in den Morgen hinein, wobei größere Abstände
zwischen dem Brunftschrei liegen, einem etwa zwei bis viermal wiederholten, langgezogenem Pfeifton. Die Setzzeit erstreckt sich von Anfang Mai bis Mitte Juli und wird auch wie bei anderen
Schalenwildarten auch etwas durch die Witterung bestimmt. Im Mittel wird eine Tragezeit von knapp 32 Wochen angegeben.
Quelle: Bundeswildhalterverband
Schleswig-Holsteinischer Landesverband für die landwirtschaftliche Wildhaltung e.V.
Grüner Kamp 15-17
24768 Rendsburg